Im Jahr 1687 gründete Papst Innozenz XI. eine Ausbildungsstätte für die benediktinischen Studenten. Im Benediktinerkloster San Paolo fuori le mura, Rom, wurden die angehenden Priester und Ordensleute der italienischen Kongregation (Kassineser) unterrichtet.
1887 konnten unter Papst Leo XIII. Collegio (Kolleg – Wohnbereich) und Ateneo (Hochschule) Sant’Anselmo neu eröffnet werden – diesmal auf internationaler Basis. Zwischen 1886 und 1900 wurde der solide neuromanische Bau „Sant’Anselmo“ auf dem Aventin in Rom errichtet. Im Rahmen der Gründung der Confoederatio Benedictina unter Führung eines Abtprimas sollte ein repräsentatives Gebäude für die Benediktiner entstehen; es beherbergt die Hochschule der Benediktiner, den Wohnbereich für die Studierenden und Gäste sowie den Sitz der Curia des Abtprimas. Die hohe Qualität der Gebäudearchitektur und die exponierte Lage auf dem Aventin hatten zur Folge, dass Sant’Anselmo unter speziellen Schutz der Denkmalpflege gestellt wurde.
Sant’Anselmo ist der Bezugspunkt für die Benediktinerklöster auf der ganzen Welt – nicht eine Ordenszentrale oder ein Hauptquartier, vielmehr ein Dienstleistungszentrum für die 25’000 Benediktinerinnen und Benediktiner weltweit. Entsprechend der dezentralen und föderalistischen Struktur der Benediktiner laufen nicht alle Fäden in Rom zusammen; vielmehr reisen der Abtprimas und seine Mitarbeiter von Rom aus in alle Gegenden der Welt um an den bedeutendsten Veranstaltungen (internationale und nationale Versammlungen von Oberinnen und Obern, Kongregationskapitel, Wahlen, Affiliationen der Hochschulen, Interreligiöser Dialog) teilzunehmen und die Verbundenheit unter den Benediktinern zu bezeugen.
Nebst rund 80 Studierenden aus 40 Nationen leben im Collegio auch gegen 40 Offizialen, Professoren und Gäste. Betrieb und Unterhalt des Wohnhauses für 120 Personen sind eine anspruchsvolle Aufgabe.
Die gemeinsame Universität der Benediktiner ist ebenfalls in Sant’Anselmo untergebracht; die Hochschule hat Universitätsrang und Promotionsrecht. Rund 450 Studierende aus über 90 Nationen sowie 85 Professorinnen und Professoren arbeiten gemeinsam an der Hochschule. Ungefähr 20% der Studierenden sind Benediktinerinnen und Benediktiner; rund die Hälfte der Studierenden kommt aus den Diözesen der ganzen Welt. Gut 10% sind Laien, 20% Mitglieder unterschiedlichster Orden. Der Anteil der Frauen an den Studierenden beträgt ca. 15%. Zunehmend unterrichten auch Frauen als Dozentinnen und Professorinnen an der Hochschule.
Die Hochschule ist spezialisiert auf akademische Ausbildungsgänge in den Bereichen Philosophie, Theologie und Sprachen. Spezialstudien sind möglich in „Monastischen Studien“, „Sakramenten- theologie“, „Liturgiewissenschaft“, „Geschichte der Theologie“ sowie „Philosophie und Mystik“. Das Studium alter Sprachen (Hebräisch, Griechisch, Latein usw.) ist die Grundlage für das Verständnis der Quellentexte; das Studium der modernen Sprachen ist notwendig für den Dialog und das Verständnis wissenschaftlicher Arbeiten anderer Kulturen. Unterrichtssprache ist Italienisch; Seminare werden in verschiedensten Sprachen abgehalten.
Sant’Anselmo sind weitere 14 Hochschulen auf der ganzen Welt unterstellt. Es handelt sich dabei um einen Universitäts-Cluster unter der wissenschaftlichen Leitung von Sant’Anselmo. Präsident der Internationalen Benediktinischen Universität ist der jeweilige Abtprimas.
Die neuromanische Kirche der Badia Primaziale di Sant’Anselmo ist sehr beliebt für kirchliche Trauungen und Konzerte. Pro Jahr finden um die 200 Trauungen und Dutzende von Konzerten statt. Während den Semesterzeiten beten die Benediktiner ihr Stundengebet in der Kirche und feiern regelmässig gemeinsam Eucharistie.