Die Regel des Benedikts von Nursia wurde seit dem 6. Jahrhundert zunehmend bekannt, von Gemeinschaften übernommen und von höchster Stelle gefördert. Papst Gregor der Grosse setzte Benediktiner als Missionare ein. Kaiser Karl der Grosse erklärte die „regula benedicti“ verbindlich für die meisten Klöster in seinem Reich. Dem Kaiser war nicht entgangen, welche politische Ordnungskraft den Gedanken des Benedikt innewohnt. Wie so oft in der Geschichte erwies sich die kleine Schrift der Benediktsregel als nützlich. Die Benediktinerklöster wurden zu bedeutenden Zentren des kirchlichen Lebens und zu einflussreichen Stützen des wirtschaftlich-politischen Netzwerkes.
Nachdem bereits im 17. Jahrhundert in Brasilien Benediktinerklöster gegründet worden waren, kamen ab Mitte des 19. Jahrhunderts ausserhalb Europas zusätzlich hunderte von Benediktinerklöstern dazu. In Afrika und Asien nimmt die Anzahl der Klöster und der Mitglieder auch heute stetig zu.
Die Regel Benedikts ist auch nach über 1’500 Jahren in weiten Teilen aktuell. So gibt es Benediktinerinnen und Benediktiner in den meisten christlichen Konfessionen. Anglikaner, Reformierte und Katholiken haben Klöster oder Gemeinschaften, welche sich auf die Regel berufen.
Im Verlauf der letzten 700 Jahre entstanden verschiedene Kongregationen als freiwillige Zusammenschlüsse von Klöstern. Ein Abt Präses steht der jeweiligen Kongregation vor – auch hier mit unterschiedlichsten Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Dem Wunsch des Papstes (Leo XIII.) entsprechend, haben sich die Kongregationen im Jahr 1893 in der sogenannten Confoederatio Benedictina organisiert. Repräsentant aller Benediktiner ist der Abtprimas mit Sitz in der Badia Primaziale Sant’Anselmo in Rom.
Die Benediktinerklöster bestehen auf ihrer Unabhängigkeit und ihrer Eigenständigkeit. Es sind weitgehend autonome Abteien und Priorate, welche ihr eigenes Gepräge und ihre unterschiedlichen Präferenzen haben.
Seit 2001 haben sich auch die Frauenklöster zu einer eigenen lockeren Organisation zusammengeschlossen. Die Communio Internationalis Benedictinarum (CIB) umfasst 19 Regionen mit den jeweiligen Häusern in der ganzen Welt. Weltweit leben heute rund 16’000 Frauen und rund 7’000 Männer in über 800 Häusern auf allen Kontinenten nach der Regel des Benedikt von Nursia.
Die Benediktinerinnen und Benediktiner sind seit hunderten von Jahren erfolgreich; etliche Klöster bestehen seit weit über 1’000 Jahren. Die Mönche und Nonnen sind oftmals in ihrer lokalen Umgebung bestens verwurzelt. Sie engagieren sich für Bedürftige und Notleidende, führen Schulen, Ausbildungsstätten und Spitäler. Die Administration und Organisation anspruchsvoller Werke ist ihnen häufig bestens bekannt. Sie sind in ihrem Bereich mit den meisten „weltlichen“ Fragen konfrontiert – im Bereich der Ökonomie ebenso wie im Bereich der Kultur. Dauernd müssen sich die Klöster der Herausforderung stellen, sinnvolle Traditionen mit Leben zu füllen und aktuellen Ansprüchen gerecht zu werden.